Törnberichte 2005

Von Berlin nach Duisburg vom 01.05.05 - 11.05.05

Der Zufall wollte es, dass mein Bruder Peter und ich im Winter 2004 jeder eine Bayliner in Berlin gekauft haben. Er eine 2550 und ich eine 2850. Daher wollten wir gemeinsam die Boote über Wasser von Berlin über den Mittellandkanal, Dortmund Ems-Kanal, Rhein Herne Kanal und dann über den Rhein bis in die Mosel bringen. Bei Camping Laguna in Burgen hatten wir unseren Jahresliegeplatz schon festgemacht. Es sollte alles anders kommen, aber dazu später mehr.
Am 01.05.2005 war es dann soweit. Unsere Bayliner sollte im Nordhafen in Spandau übernommen werden. Im Vorfeld waren wir schon zweimal in Berlin, um unsere Sachen auf das Boot zu bringen und alles für die Reise vorzubereiten. Wir haben uns für diese Fahrt 2 Wochen Urlaub genommen. Zum ersten Mal auf einem so großen Boot und dann gleich ohne viel Übung das Abenteuer von einigen hundert Kilometern zu wagen. Etwas mulmig war mir schon, weil das mit dem Einbau des Bugstrahlruders nicht mehr geklappt hatte.

Mit Kartenmaterial waren wir gut ausgestattet. Folgende Literatur habe ich mir gekauft. "Mit dem Boot vom Rhein nach Berlin" von Heinz Squarra. Dazu die Edition Maritim Bücher: "Gewässerkarte Berlin". "Deutsche Binnenwasserstraßen Mittellandkanal und Elbe-Seitenkanal" und "Vom Rhein zur Nord- und Ostsee" von Manfred Fenzl. Dazu noch ein Notebook mit GPS-Maus und die Software Marco Polo Routenplaner. Die Tagesziele habe ich mir sorgfältig aus dem Wassertourismus Guide rausgesucht und in einer Exceltabelle mit km-Angaben aufgelistet, wobei je nach Entfernung ein paar Abweichungen möglich waren. Wir wussten ja nicht wie uns die großen Schleusen auf dem Weg aufhalten werden.

Groß war die Aufregung als wir kurz nach 9:00 im Landeanflug auf Tegel waren. Wir sind praktisch direkt über unser Boot geflogen. Aber die Auslöseverzögerung meiner alten Kamera war zu groß. So war das Ziel verfehlt und nur noch ein alter öliger Kahn zu sehen. Aber der Ärger war bald verflogen. Wir hatten wunderbares Wetter als wir aus dem Flieger gestiegen sind. Der Verkäufer hat uns vom Flughafen abgeholt und direkt zum Boot gefahren. Nur schnell noch am Lebensmittelladen angehalten um noch ein paar Vorräte zu kaufen.
Die erste Fahrt mit dem Boot führte uns natürlich gleich zur Tankstelle. Da haben wir erstmal ein paar hundert Euro bezahlt. Ich war überrascht, dass die Bootstanke kaum teurer war, als die Straßentankstelle.

 

 

Da Peter das Boot in Ostberlin gekauft hatte musste er durch Berlin durch. Er konnte erst am nächsten Tag losfahren. Wir hatten uns für den nächsten Tag in Ostberlin verabredet. So hatten wir Zeit am heutigen Tag durch Berlin zu fahren. Nachdem wir unsere Verkäufer nach der Schleuse Spandau abgesetzt hatten sind wir in die Spree eingefahren. Man kommt auf der Fahrt durch Berlin an fast allen wichtigen Gebäuden vorbei und der Blick schweift permanent umher. Eines der Wichtigsten ist natürlich "die Ständige Vertretung von Köln".

 

Nach 17 km Fahrt durch Berlin haben wir die Mühlendammschleuse passiert. Danach wurde das Wassser wieder etwas breiter und seeähnlicher. Plötzlich hörten wir ein lautes Brummen über uns. Erschrocken schauten wir nach oben. Ein Wasserflugzeug war ein paar Meter über uns im Landeanflug und landete kurz vor unserem Boot. Ganz in der Nähe war auch unser Tagesziel im Osten von Berlin. Ein gemütliches Ausflugslokal mit Segelschiff am Plänterwald. (www.klipper-berlin.de)
Wir haben dort sehr gut gegessen. Abends hat uns der Kellner sogar das Bier aufs Boot gebracht. Ein super Service. Auch unserer Flugzeug haben wir dort wieder getroffen. Besser konnte der erste Tag nicht laufen.

 

Am nächsten Morgen konnten wir uns Zeit lassen, denn hier in der Nähe wollten wir uns mit Peter und seiner Frau treffen. Die Beiden hatten ihr Boot am Werlsee gekauft. Sie kommen heute über die Löcknitz und den Großen Müggelsee zu uns gefahren. Das Bild zeigt Petras und Peters romantische Fahrt über die Löcknitz. Ein Traum im Osten zu fahren. Leider haben wir es zeitlich nicht geschafft soweit Richtung Osten zukommen. Wir sind den Zweien dann doch noch ein Stück entgegen gefahren. Aber dann war es endlich soweit. Die beiden Bayliner waren vereint. In den nächsten zwei Jahren gab es auch kaum eine Zeit wo sie nicht zusammen waren.

 

 

 

Zurück durch Berlin nach Potsdam

Zurück durch Marinas Lieblingsbrücke und einer aus dem TV bekannten Skulptur ging es im Convoy durch Berlin in Richtung Potsdam. Einfach an einen Ausflugsdampfer hängen und dem UKW Funk lauschen. Auf den 10 Kilometern Innenstadt treiben sich Unmengen an Ausflugsdampfern rum. Das ist ein Gewusel auf dem Wasser und im UKW-Funk. Das ist wie in der Rush Hour auf der Autobahn. Hier wir vor jeder Brücke gewarnt.

 

Das war wohl das letzte Mal das ich den schrottreifen Palast der Repubik gesehen habe. Er wird ja abgerissen. Vorbei am Reichtag sind die Gebäude in Richtung Bundeskanzleramt ultramodern. Auf dem Bild sieht man auch gut wie wir in der Schlange mitfahren.

 

Nachdem wir Berlin verlassen haben geht es weiter am Wannsee vorbei. Ein schönes Gebiet mit hohem Freizeitwert. Es gibt hier viele Campingplätze mit Bootsanlegern. Hier können wir zum ersten Mal mit den Booten Gas geben. Ein völlig neues Gefühl.

 

Kurz vor Potsdam kommen wir dann unter der berühmten Glienicker Brücke durch. Im "Kalten Krieg" wurden hier immer die Spione ausgetauscht. Vorbei an einigen schönen Schlössern, kommt auf der rechten Seite etwas Kurioses. Ein Aldi mit Steg. Leider ist heute Sonntag, sodass der Einkauf ausfallen muss.

 

Etwas eine Stunde später waren wir endlich an unserem Tagesziel Der Yachthafen Potsdam lag vor uns. Dort haben wir problemlos zwei Plätze bekommen. Nur wir hätten besser rückwärts einparken sollen. Der Seitensteiger, der uns ans Heck führt, war eher ein Schwebebalken. Hier war Konzentration gefordert. Im Hintergrund sieht man das gemütliche kleine spanische Restaurant. Dort haben wir zu Abend gegessen und standesgemäß Berliner Weisse getrunken.

 

Weiter gings am nächsten Morgen Richtung Brandenburg. Die Navigation mit Notebook, GPS und Marco Polo Reiseführer war kein Problem. Er hat uns im immer die richtie Richtung angezeigt, sodass wir uns nicht verfahren konnten. Unser Tagesziel war der Eisenbahner Segel Club Kirchmöser am westlichen Ufer des Plauer See. Vorher wollten wir aber noch Tanken. Da es auf dem ganzen Mittellandkanal (MLK) kein Benzin gibt, war die Tankstelle der Bootswerft Hohmann (Havel-km 58,7)in Brandenburg die letzte Möglichkeit noch mal voll zu tanken. Aber leider gab es kein Benzin, da die Saison noch gar nicht angefangen hat. Man versprach uns, dass am nächsten Morgen um 10:00 das Benzin kommen würde. Also erst mal weiter zu unserem Tagesziel. Dort war zumindest alles prima. In der Gaststätte "Zum Fischerufer" haben wir eine klasse Fischplatte gegessen. Der Wirt Veikko Drese hat uns durch Superservice und Leistung überzeugt. Nachdem uns die Mücken von der Terrasse vertrieben haben, sind wir noch rein gegangen. Dort sind wir dann bei 56%igem Fischergeist versackt.

 

Der nächste Tag ein Tag mit Pleiten, Pech und Pannen. Es fing schon mit heftigen Kopfschmerzen an. Der Fischergeist wirkte noch nach. Also erstmal 8 km zur Tankstelle zurück. Marina wollte noch unbedingt während der Fahrt die "Fische füttern". Ob denen der Fischergeist geschmeckt hat!!! Dann an der Tanke angekommen, die nächste Enttäuschung. Das versprochene Benzin ist nicht da. Angeblich war der Tankwagen fast da. Leider kam er doch erst 12:30. So haben wir fast 3 Stunden auf den Sprit gewartet. Der Preis war mit 1,33 Euro pro Liter im Vergleich mit der Straßentanke auch nicht gerade billig. Die Fa. Hohmann hat auch einen gut sortierten Bootszubehörladen. Hab mir in weiser Voraussicht einen neuen Scheibenwischer gekauft. Leider passte der nicht. Die Fa. Hohmann war nicht sehr hilfsbereit. Erst nach längerem Betteln hat ein Mechaniker mir den Scheibenwischer so verändert, dass ich ihn montieren konnte.
Gegen 14 Uhr ging es dann endlich weiter Richtung Elbe-Havel Kanal. Wir hofften immer noch unser Tagesziel zu erreichen. Doch wir hatten die Rechnung ohne die Schleuse gemacht. Wir durften zwar direkt einfahren, aber nachdem ich mich hinter einem Berufsschiff quer gestellt und für die Lachnummer gesorgt habe, wollte ein Schleusentor partout nicht zugehen. So musste erstmal der Elektriker bestellt werden. Die Revierzentrale meldete über Funk, dass die Schleuse Wusterwitz bis auf weiteres gesperrt ist. Nach langem Warten ging es dann um 16:30 doch endlich weiter. Da war unser Etappenziel noch vier Stunden und eine Schleuse weit weg.

 

Doch dann hatten wir noch Glück im Unglück. Die neue in unseren Karten noch nicht verzeichnete Marina in Genthin konnten wir gegen 18:30 anlaufen. Hier ist alles neu und sauber, auch das Essen in der Gaststätte "Bootshaus" ist sehr gut. Wir hatten ein extra Zimmer, wo wir das Essen serviert bekamen. Hier sieht man was mit EU-Geldern alles möglich ist. Am nächsten morgen wurde noch Proviant eingekauft und um 9:30 ging es weiter. Die Marina Genthin hat an der Ausfahrt so überstehende Ecken. Es war etwas windig. Beim Rückwärtsfahren bin ich dann an der Kante angestoßen, wobei eine Scheibe zu Bruch gegangen ist. Hätte ich hier doch eine Bugschraube gehabt???

 

Weiter auf dem Mittellandkanal

Keine Zeit sich zu ärgern. Wir wollen heute wenigstens bis nach Haldensleben. Davor kommt aber erstmal die Einfahrt in den MLK. Um 15:00 sind wir in die Schleuse Hohenwarte eingefahren. Ein imposantes Gebäude das Erfurcht erzeugt. Fast 19m werden wir hoch geschleust. Das war Schwerstarbeit. Man kam sich etwas verloren vor so allein in der Riesenschleuse

 

Zum Glück gab es in der Schleuse Schwimmpoller, sodass die Schleusung zwar anstrengend aber problemlos verlief. Ca. 15:30 sind wir raus auf den MLK. Vor uns liegt die, nach der Wende, neu erstellte Überfahrt über die Elbe. Man muss sich nur über Funk die Freigabe zur Überfahrt holen, denn die Brücke ist sehr schmal. Das war auch unser Glück, denn es kam ein dicker Pott von Vorne, den wir erstmal vorbei lassen mussten. Das wäre sonst sehr eng geworden. Ein beeindruckender Blick runter auf die Elbe. Früher musste man zur Elbe runterschleusen, ein Stück die Elbe rauf und dann wieder in den MLK schleusen. Die neue Brücke spart richtig Zeit.

 

Unser Tagesziel für heute war ursprünglich Wolfsburg. Aber da sind wir zu weit weg. In Genthin wurde uns ein neuer Hafen in Haldensleben empfohlen. Ich hoffe den gibt es auch. Am späten Nachmittag sind wir tatsächlich in Haldensleben eingelaufen. Auch ein moderner Hafen und alles von EU Geldern gebaut. Wir wurden sehr freundlich vom Hafenmeister Detlef Engel aufgenommen. Nach der obligatorischen Anmeldung haben mit einem Hasseröder Pils auf Du und Du angestoßen. Hier hat die kaputte Scheibe auch ein Pflaster bekommen.

 

Heute Do 05 Mai 2005 um 8:30 gings los. Das schöne Wetter vom Anfang der Tour ist leider völlig umgeschlagen. Es bläst ein ordentlich kalter Wind. Aber zum Mittag ist die Sonne raus gekommen. Wir sind jetzt bei KM 247 vor dem VW Werk Wolfsburg. Es ist gemütlich, aber an manchen Stellen wird es schon eng. Dann kommt das VW Werk. Kilometerlang steht das Werk am MLK. Hier liegt auch der MYC Wolfsburg, unsere eigentliches Tagesziel für gestern. Da es aber erst kurz nach zwei ist fahren wir weiter Richtung Braunschweig. Vorher müssen wir aber noch durch die Schleuse Sülfeld. Wir fahren schon den ganzen Tag hinter einem Schubverband her und hoffen, dass wir mit ihm die Schleuse passieren können. Dann haben wir Glück. Die Schleuse können wir sogar noch vor dem Schubverband mit zwei Frachtern passieren. Wir müssen noch nicht mal festmachen. Die Berufsschifffahrt ist dann in den Elbe-Seitenkanal abgebogen und wir haben freie Fahrt bis Braunschweig. Da wir heute Vatertag ist, müssen wir sehr oft hupen und wurden auch noch von der Brücke 442 mit Bier geduscht.

 

Die letzten 20km bis zum Yachthafen Braunschweig konnten wir dann mit ca. 12 km/h schnell hinter uns bringen. Die Einfahrt nach Braunschweig ging unter der A2 durch, für die Berlin Autofahrer, am allseits bekannten IKEA/PORTA Schild vorbei. Am Industriehafen vorbei ging es dann in den Yachthafen. Wir wurden vom zweiten Vorsitzenden des BMC und einigen anderen Mitgliedern herzlich empfangen.

 

Am nächsten Morgen um 9:00 geht es weiter nach Hannover. Draußen wurde es immer kälter. Neben dem Pech mit dem Wetter kommt ein weiteres Pech hinzu. Der alte Druckspirituskocher hat eine so hohe Flamme erzeugt, dass wir die Glasplatte runter geklappt haben, um zu vermeiden, dass das Boot abbrennt. Dadurch ist die Glasplatte leider zerplatzt. War also doch kein Ceranfeld, sondern einfaches Glas. Wir backen die Brötchen, heizen das Cockpit und kochen die Ravioli jetzt nur noch auf dem Origo Heat Pal. Das geht wunderbar. Da soll noch mal einer sagen mit Spiritus kann man nicht kochen. Das ist überhaupt kein Problem und es geht auch sehr schnell. Ich werde mir demnächst so einen kombinierten Strom-Spiritus Origo Einbaukocher kaufen und den gegen den Alten austauschen

 

Der MLK nach Braunschweig ist ziemlich eintönig. Hohe Wälle und Bäume auf beiden Seiten versperren den Blick. Der Kanal geht fast nur geradeaus. Nachdem wir eben Peine passiert haben wird der Kanal wieder etwas offener und abwechselungsreicher, wenn auch nicht landschaftlich reizvoller. Einige Industrien und Kraftwerke. Und man kann teilweise wieder über den Rand hinausgucken. Um ca. 11.oo Uhr sind wir dann doch in ein schlimmes Unwetter mit Hagel und Regen gefahren, sodass die Sicht ziemlich schlecht war. Ca. um 13.00 Uhr waren wir dann an der Schleuse Anderten, wo wir Mangels Berufsschifffahrt eine VIP-Schleusung erhielten. Das weibliche Schleusenpersonal forderte uns freundlich auf, in die rechte Schleusenkammer einzufahren. Zum Glück ist die für heute geplante Etappe nach Hannover nicht so lang. Dort hat die Marinekameradschaft ein altes Schiff zum Restaurant umgebaut. Peter hat schon im Vorfeld mit dem Hafenmeister Lothar Brüssing telefoniert. Er hatte uns Hilfe beim Tanken angeboten, , denn wir brauchen dringend Benzin und. Am Nachmittag sind wir dann im Yachthafen Hannover eingelaufen wo wir schon vom Hafenmeister erwartet wurden. Auch wenn der Hafen offen ist, ist das nicht weiter schlimm, da nachts kaum Schiffe fahren, sodass man Nachts gut schläft.

 

Das Pech geht weiter. Beim Festmachen des Bootes bin ich auf dem veralgten rutschigen Steg ausgerutscht und ins Wasser gefallen. Zum Glück ist der Hafen stark versandet, sodass ich nur bis zur Brust im Wasser stand. An der Kante vom Steg hab ich mir das Schienenbein aufgeschlagen. Es war zwar nur zwei kleine Schnitte, aber doch ziemlich tief. Die Narben habe ich heute noch. Aber gerade noch mal gut gegangen. Es hätte auch schlimmer kommen können.

 

Ein weiteres Vereinmitglied, Herr Keppler, fuhr uns und 17 Kanister zur Tankstelle. Die Frauen haben in der Zeit für Proviantnachschub gesorgt. 17 Kanister und 2 Stunden später waren beide Boote betankt. Hier hat uns der Schüttelschlauch doch wieder sehr geholfen. Dadurch wird das Betanken nicht eine hohe körperliche Anstrengung. Wir mussten dann nur von Kanister zu Kanister umfüllen, weil ich so blöd war und meinen eigenen Kanister zuerst leer gemacht habe. Daher musste ich dann vom Leihkanister in den Eigenen umfüllen. Besonders gefreut hat uns, dass Stefan „Kermit“ aus dem Boote-Forum auch mit dem Auto angefahren gekommen ist, um auch seine Hilfe (Tanken, Einkaufen, etc.) anzubieten, da er im Boote-Forum gelesen hat, dass wir heute hier ankommen. Leider war das Wetter während des Tankens weiterhin mies.

 

Nach dem Tanken war dann erstmal wieder die Bearbeitung des Berichts fürs Boote-Forum fällig. Wir stellen ja täglich per UMST einen oder mehrere Berichte ins Internet. Besonders gefreut hat uns, dass Stefan „Kermit“ aus dem Boote-Forum auch mit dem Auto angefahren gekommen ist, um auch seine Hilfe (Tanken, Einkaufen, etc.) anzubieten, da er aus dem Forum gesehen, dass wir heute hier ankommen.
Den Abend haben wir dann auf dem renovierten Schiff der Marinekameradschaft Hannover verbracht. Wir durften sogar die Messe der MK besichtigen, auch das war ein Erlebnis, weil dort nahezu alles authentisch ist. In jahrelanger Arbeit wurde das Schiff komplett hergerichtet. In der Messe steht der alte Vorstandstisch der Pelikan AG. Hier finden sogar ab und zu mal Vorstandssitzungen statt, weil der Raum abhörsicher ist. Wer hier vorbei kommt, sollte sich das nicht entgehen lassen.

 

Die Küche ist an einen Italiener verpachtet. Hier gibt es regelmäßige Öffnungszeiten und wir können es wirklich empfehlen! Die Pizzen und Pasta waren echt lecker. Bier ist Einbecker vom Fass, auch sehr gut. Das Schiff war voll da dort heute eine MK Versammlung war. Alle waren in Uniform. Wir haben dann noch mit Bernd Keppler und Lothar Brüssing mehrere Runden verkostet. Bernd Keppler ist der 2. Vorsitzende der MK und war auch im richtigen Leben Kapitän.

 

 

 

 

Heute Sa 07.Mai 2005 wollen wir nach Bad Essen zum Motoryachtclub Mittelland. Das sind stramme 100km. Daher sind wir auch schon um 7:00 aufgestanden. Sorgen macht uns die Sperrung des DEK vom 8.5 -10.5. Da muss ich noch mal genau nachhören. Um 9:00 kommt die Durchsage der Revierzentrale Minden. Hoffentlich wird die Sperrung wieder pünktlich aufgehoben. Gegen 14.30 haben wir das Wasserstraßenkreuz in Minden passiert. Die Weser unten erscheint so schmal, dass man sich wundert, dass dort überhaupt Schiffe fahren können.
Das Wetter ist weiterhin mies, windig und schweinekalt. Lediglich der Regen hat nachgelassen. Da Peter keinen Origo Heat Pal an Bord hat, muss dort die herkömmliche Technik mit Decke angewendet werden um die 9 Stunden Fahrt bei Regen und Kälte zu überstehen. Einen Dank an seine Frau Petra, die ihn eingewickelt hat.

 

Ca. 17:15 sind wir in Bad Essen beim Motoryachtclub Mittelland angekommen. Der Hafen liegt etwas versteckt. Plötzlich war die sehr schmale Einfahrt in den Hafen da. Peter musste bei dem Wind ein zweites Mal ansetzen. Und dann hatte der Hafenmeister keine Plätze die breit genug waren. Der erste ihm zugeteilte Platz war zu schmal und er ist zwischen den Pollern stecken geblieben. Jetzt hat er einen Sonderplatz am Clubhaus. Mir ging es ähnlich. Auch mein Platz war zu schmal. Der Hafenmeister wollte nicht glauben, dass wir da nicht reinkommen. Nachdem ich die Poller links und rechts gerammt hatte, war er überzeugt. Beim Rangieren war dann der Wind so stark, dass wir auf das Ufer neben der Slipanlage gedrückt wurden. Hier war es sehr flach und ohne Bugschraube wollte ich kein Risiko eingehen. Daher sind wir dann einfach dort liegen geblieben.
Die Clubmitglieder waren sehr nett. Man diskutierte, ob man uns zum Essen in den Dorfgasthof oder zum Türken schicken sollte. Der Hafenmeister wollte uns zwar zu gutbürgerlich schicken, aber der Rest der Vereinsmitglieder war für den Türken. So haben wir uns der Mehrheit gebeugt und eines der Clubmitglieder hat uns freundlicherweise dort hingefahren. Auf dem Rückweg haben wir dann ein Taxi genommen.

 

Weiter auf dem Dortmund-Ems Kanal

Heute verlassen wir endlich den MLK und fahren dann in den Dortmund Ems Kanal(DEK)bis zur Marina Alte Fahrt Fuestrup. Das sind 91km, zum Glück ohne Schleusen. Bei ca. 11km/h sind wir wieder gut 8 Stunden unterwegs. Der MLK hatte uns mit schlechtem Wetter auf der letzten Etappe begleitet, doch dann war er geschafft. Um 14:30 haben wir den Traum aller Männer “Das nasse Dreieck“ überfahren und sind in den Dortmund-Ems-Kanal eingebogen. Der DEK begrüßt uns mit etwas Sonnenschein. Wir fahren jetzt durch eine Baustelle. Der DEK wird Steuerbord ausgebaggert und verbreitert. Wir haben noch 28km vor uns. Pünktlich kurz vor 17:00 laufen wir in der Marina Alte Fahrt Fuestrup ein. Kurz vorher hat es zum Glück mal wieder aufgehört zu regnen.

 

Witzig ist die, mit Handkurbel ausgestattete Fähre, die einen auf die andere Seite des Seitenarms bringt. Wer zu den Liegeplätzen auf der anderen Seite will muss Hand anlegen. Man kann von Dover nach Calais fahren.

 

 

Der Regen und das Gewitter haben uns zum Tagesabschluss wenigstens noch mit einem herrlichen Regenbogen versöhnt.

 

 

 

 

 

In der Marina Fuestrup gibt es ein nettes Balkanrestaurant. Am Abend nach langer Zeit mal wieder einen Grillteller essen, das war eine gelungene Abwechselung. Im Hafenbüro hab ich mir auch noch zwei 20 m Leinen gekauft, damit das Schleusen zukünftig etwas einfacher geht.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter. Tagesziel: Der Yachtclub-Dortmund-Ems in der Alten Fahrt Olfen. Weiter kommen wir nicht, da der DEK ab km 26,7 gesperrt ist. Einen besonderen Dank an Feddo (Hafenmeister von Duisburg), der uns die richtige Telefonnummer des Yachtclubs gegeben hat, so dass wir reservieren konnten. Da es auf dem Weg liegt haben wir noch eben beim Boots Center Münster (BCM) reingeschaut. Aber da war nichts Interessantes in unserer Preisklasse. Weiter ging es dann zur Schleuse Münster. Hier wird kräftig gebaut, sodass wir über eine Stunde rum gestanden haben. Konnte dadurch in Ruhe mal meine E-Mails bearbeiten und so wieder auf Stand bringen. Man muss halt immer sehen was im Büro so los ist.

 

Weiter ging es dann über die alte Fahrt Hiltrup, einen Seitenarm vom DEK. Eine willkommene Abwechselung. Im Gasthaus Peters am DEK wollten wir anhalten und einen Kaffee trinken, aber leider war der Laden zu. Kurz vorher sind wir von der Wasserschutzpolizei angehalten worden, die uns auf Kanal 10 gerufen haben, weil sie ab hier wegen der Sperrung des DEK keinen mehr weiter lassen. Wir waren aber leider gerade privat auf Kanal 77. Dafür gab es dann einen Anschiss. Da wir in Olfen reserviert hatten, durften wir weiter fahren.

 

Das geschlossene Kanalsperrtor zeigt uns das Ende unserer heutigen Etappe. Hier geht es rechts direkt in einen romantischen Seitenarm zum Yachtclub Dortmund-Ems. Der Yachtclub hat keine Seitensteiger und ein steiniges Ufer. Man muss mit dem Bug zuerst anlegen und über die Spitze einsteigen. Ich habe Glück gehabt und einen Sonderplatz am Ende der Anlage erwischt. Natürlich hatten wir beim Anlegen wieder ein furchtbares Unwetter, so dass wir abermals völlig durchnässt waren.

 

Plötzlich und unerwartet stand Feddo vor dem Tor. Das war unser Glück, denn das Benzin wurde langsam knapp. Ohne nachzutanken wären wir wahrscheinlich nicht mehr bis Duisburg gekommen. So hat er uns mit seinem Auto zur Tanke gefahren. Damit war die Fahr bis Duisburg gesichert, denn dort war ja eine Wassertankstelle. Nachdem wir mit seiner Hilfe nachgetankt haben, haben wir erstmal ein Bier mit dem ansässigen Hafenmeister Horst Pennekamp (der mit der Pfeife) und Feddo getrunken. Aus einem Bier sind ein paar Bier geworden, die, wie wir hier ausdrücklich erwähnen wollen von Hafenmeister Horst Pennekamp vom Yachtclub Dortmund-Ems e.V. spendiert wurden, und es war wieder einmal ein sehr informativer und geselliger Abend mit Feddo und einem weiteren dänischen Gastlieger im dem Vereinheim am Hafen.

 

Noch ein letztes Foto vor dem Zubettgehen. Der Hafen ist gepflegte schön gelegene Anlage. Wir waren gespannt denn am nächsten Tag sollte der DEK wieder auf sein.
Am nächsten Morgen um 6:00 wurden wir durch heftiges Schwanken des Bootes geweckt. Ein Zeichen, dass auf dem Kanal die Schifffahrt wieder aufgenommen wurde. Kurz vor acht kam dann der Hafenmeister, auch Besitzer eines großen Geflügelhofes, persönlich vorbei, um uns warme Brötchen zu bringen. Dazu schenkte er uns auch noch eine Packung Eier zur Stärkung. Ein klasse Service. Dann ging es los. Gefrühstückt wurde während der Fahrt. Nach der Einfahrt auf den DEK sahen wir das wieder geöffnete Kanalsperrtor. Die Fahrt konnte weitergehen. Nach 3 km kommt dann die Baustelle, weswegen der Kanal gesperrt war. Hier herrschte starker Verkehr. Wie an der Perlenkette kamen uns die Schiffe in Massen entgegen und wir mussten sehen wie wir an den Engstellen vorbei kommen.

 

Auf dem Rhein Herne Kanal

Heute wird ein anstrengender Tag wir wollen bis Duisburg durchfahren. Links geht der DEK über die Kanalstufe Henrichenburg ab. Zuerst sieht man das Neue und dann das Alte Schiffshebewerk. Wir fahren aber jetzt weiter auf dem Rhein-Herne-Kanal unserer ersten Schleuse von 5 entgegen.
Relativ zügig sind drei Schleusen geschafft. Die Erste war mit 12,8 m Hub die Größte. In die Schleuse Herne konnten wir direkt einfahren. Das Wetter spielt auch heute mit, es bleibt kalt, aber trocken. Wir haben noch 17 km bis zu vorletzten Schleuse Oberhausen. Vom Zeitplan liegen wir gut. Wir werden wohl hinter dem Frachter Panda bleiben in der Hoffnung wieder mit ihm zu schleusen.

 

Bei Essen nimmt die Industrie und Schifffahrt merklich zu. Als das Gasometer von Oberhausen in Sicht kommt, kommt auch der Regen zurück. Im Gasometer finden immer sehr interessante Ausstellungen statt. Er ist über 100 m hoch. Dort oben haben wir im letzten Jahr gestanden und davon geträumt hier irgendwann über den RHK zufahren. Links davor ist das SeaLife Aquarium. Wenn man da rein will muss man mit mind. 1 Std. Wartezeit rechnen. Davor die immer noch leere Marina Oberhausen. Eigentlich sollten jetzt schon die Stege im Wasser sein.

 

 

 

In die Schleuse Oberhausen konnten wir wieder so rein fahren und jetzt stehen wir vor der Ruhr Schleuse. Hier herrscht das Chaos, da die Schleuse Meiderich mal wieder kaputt ist. Die ganze Ruhr war voller Frachter. Zu allem Überfluss habe ich mir beim Anlegen wegen des starken Windes auch noch einen Kratzer ins Boot gefahren. Wir mussten ewig warten bis ein Frachter mal so klein war, dass wir mit reingepasst haben. Dann endlich war es aber soweit. Wir wurden per Funk zur letzten Schleusung dieses Törns gebeten.
Nach der Schleuse waren es nur noch ein paar hundert Meter und die Ruhrmündung lag vor uns. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Ein letzter Blick auf die Ruhr und dann noch ein paar Kilometer über den Rhein.

 

An der Einfahrt zur Marina Duisburg überrascht Feddo uns ein weiteres Mal. Er erwartet uns schon und gibt uns Geleitschutz für die 3 km zur Marina Duisburg. Ein tolles Gefühl, die erste große Herausforderung mit dem Boot geschafft zu haben.

 

Als erstes haben wir mal voll getankt und sind dann auf unsere Liegeplätze gefahren. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass wir hier für einige Wochen liegen bleiben werden. Ich habe noch geglaubt, dass wir morgen weiter Richtung Mosel fahren. Doch dann kommt die Nachricht von Peter, dass es in den letzten zwei Tagen Klopfgeräusche am Motor gab. Um den Motor nicht in die Brötchen zu fahren, hat er hier in der Marina Duisburg vom OMC-Service den Motor checken lassen. Frank Michels von OMC war der Meinung Kanalfahrt wäre noch okay, aber den Rhein gegen die Strömung hoch, mit Hebel auf dem Tisch geht nicht mehr. Damit war klar das der Motor repariert werden muss. Damit war für uns hier der Törn am Ende.
Wir haben uns die gute Laune aber nicht verderben lassen. Mit unseren Eltern haben wir vereinbart, dass sie uns morgen abholen. Mit Feddo haben wir dann an Abend die Ankunft gefeiert. Zuerst haben wir in der Bodega del Puerto gegessen und anschließend im Bolero noch ein paar Cocktails geschlürft.

 

Als Gag hat er uns dann am nächsten Morgen von der Polizei wecken lassen. Im ersten Moment war ich etwas schockiert, da ich mir keiner Schuld bewusst war. Dann war es soweit. Unsere Eltern waren da und der Urlaub hat ein vorzeitiges Ende genommen.

 

So ein Bild wollten wir eigentlich nicht sehen.
Bis hier her haben wir 674 km gefahren und rund 750 Liter Benzin verbraucht.
Es hat sich rausgestellt, dass Peter einen komplett neuen Motor braucht. Dadurch haben wir einige Wochen in Duisburg gelegen. Im laufe der Zeit haben wir beschlossen unsere Eltern mit den Booten nach Lemmer zu begleiten und dann im Sommerurlaub über Belgien und Frankreich in die Mosel nach Burgen zu fahren. Dort sind wir dann Ende August angekommen.
Über das was da alles passiert ist, schreibe ich aber in anderen Törnbericht.